Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 46


46
Pierre-Auguste Renoir
Jeune femme brune assise, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 190.500

(inklusive Aufgeld)
Jeune femme brune assise. 1916.
Öl auf Leinwand.
Rechts oben mit dem Signaturstempel (Lugt 2137 b). 26 x 18 cm (10,2 x 7 in).
Weitere Werke aus dieser Privatsammlung werden in unserem 19th Century Art Sale am Samstag, den 9. Dezember 2023 angeboten (siehe ebenfalls die Sammlungsbroschüre "Humor, Poesie, Schönheit. Eine deutsche Privatsammlung").

• In intensivem, sinnlichem Rosé gezeigte Rückenansicht Madeleine Brunos, Muse und wichtigstes Modell der Spätphase in der Villa bei Nizza.
• Die Frau und die Rose, zentrale Motive im Spätwerk Renoirs, verschmelzen hier motivisch und farblich in reiner Malerei.
• In der sogenannten "période nacrée" gelangt Renoir zu der ihm eigenen leuchtenden, perlmuttschimmernden Farbigkeit.
• Gemälde Madeleines befinden sich in bedeutenden Sammlungen des Impressionismus, wie bspw. "La liseuse blanche" und "Les baigneuses" im Musée d'Orsay, Paris
.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Roger Bernheim, Paris.
Robert Kahn-Sriber, Paris.
Privatsammlung Deutschland (1975 erworben, Sotheby's, London, 1.7.1975, Los 34).
Privatsammlung Baden-Württemberg.

LITERATUR: Guy-Patrice Dauberville/Michel Dauberville, Renoir. Catalogue raisonné des tableaux, pastels, dessins et aquarelles, Bd. 5: 1911-1919 & Ier supplément, Paris 2014, S. 320, WVZ-Nr. 4183 (m. Abb.).

Ambroise Vollard, Tableaux, pastels et dessins de Pierre-Auguste Renoir, Paris 1918, t. II, S. 17 (m. Abb.).
Sotheby’s, London, Auktion 1.7.1975, Los 34 (m. Abb.).
Ambroise Vollard (Hrsg.), Pierre-Auguste Renoir - Paintings, pastels and drawings, San Francisco 1989, S. 185 (m. Abb. 748).

Mit verträumtem Blick, scheinbar im Moment verloren fängt Pierre-Auguste Renoir hier sein junges Modell Madeleine Bruno zärtlich im leuchtenden Glanz eines sommerlichen Nachmittages ein. Bereits im Alter von sieben Jahren sitzt sie 1904/05 zum ersten Mal für den Meister und sollte bis zu Renoirs Tod 1919 eine seiner liebsten Musen bleiben. Besonders nach dem Ableben seiner Frau Aline Charigot 1916, aber auch wegen seiner stark fortschreitenden Arthritis, aufgrund der er schließlich 1907 seinen Wohnsitz von Paris ganz in das wärmere Klima der Côte d'Azur verlegt, leistet sie ihm mit ihrer Lebensfreude und bei praktischen Tätigkeiten wie der Vorbereitung des Malwerkzeugs große Dienste. Diese enge Verbundenheit zwischen Maler und Modell ist spürbar in "Jeune femme brune assise" aus dem Jahr 1916. Es handelt sich um eine seltene Darstellung mit in modischem Chignon hochgesteckten Haar. So fällt der Fokus besonders markant auf die leuchtende, perlmuttschimmernde Farbigkeit der Rückenansicht, die für diese "période nacrée" so prägend sein sollte. Neben Edgar Degas ist Renoir einer der Impressionisten, die sich hauptsächlich der Figurenmalerei und dem Porträt widmen. Seine Modelle findet er zeitlebens in Schauspielerinnen, Hausmädchen, Verwandten, Damen der Bourgeoisie oder Geliebten. Trotz viel nackter Haut und einem hohen Maß an Sinnlichkeit sind Renoirs Darstellungen doch nie anzüglich. In einer einzigartigen Intensität können sie als eine zeitlose Huldigung an die weibliche Schönheit beschrieben werden. Auch seine Rosendarstellungen sind in diesem Kontext zu betrachten und insbesondere in seinem Spätwerk, entstanden im Atelier der Villa Les Collettes, erfährt diese Leidenschaft eine erneute Steigerung. Während der Erste Weltkrieg die Männer an der Front hält, ist Renoir auf seinem Landsitz beinah ausschließlich umgeben von Weiblichkeit. In einer frischen Natürlichkeit fließt seine Malerei hier in zarten Transparenzen zu einem feinnervigen, impressionistischen Gewebe an Farbstrukturen zusammen. Obwohl ihm das Malen und Halten des Pinsels immer beschwerlicher gerät, ist davon in dem beschwingten, lockeren Duktus nichts zu spüren. Beinahe lasierend findet Renoir zu einem seidig schimmernden Schmelz, der an seine Anfänge als Porzellanmaler erinnert. Gerne arbeitet der Maler in seinem Garten und so ist Madeleine eingebettet in ein schwereloses Spektrum an Grün- und Gelbtönen. Harmonisch legt sich ein flirrendes Licht voll warmer Rot- und Goldgelbtöne, als hervorstechendes Merkmal seines Spätwerks, auf den Körper. So zieht uns die zarte und träumerische Erscheinung der "Jeune femme brune assise" restlos in ihren Bann. [AW]



46
Pierre-Auguste Renoir
Jeune femme brune assise, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 190.500

(inklusive Aufgeld)