Auktion: 547 / Modern Art Day Sale am 09.12.2023 in München Lot 461


461
Ernst Ludwig Kirchner
Tanzschule Wigman, Um 1926.
Gouache über schwarzer Kreide
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 76.200

(inklusive Aufgeld)
Tanzschule Wigman. Um 1926.
Gouache über schwarzer Kreide.
Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der handschriftlichen Registriernummer "A Da/Be 22". Auf bräunlichem Velin. 34 x 48,2 cm (13,3 x 18,9 in), blattgroß. [CH].

• Mit dieser mehrfigurigen, farbstarken Darstellung verbindet der Künstler bedeutende Themen seines künstlerischen Schaffens: den weiblichen Akt, Tanz und Bewegung.
• Der Tanz spielt in Kirchners Œuvre bereits seit den Szenen aus den Tanzcafés und Varietés in Dresden um 1905 eine bedeutende Rolle.
• In den 1920er Jahren lernt Kirchner mit Mary Wigman und Gret Palucca bedeutende Tänzerinnen der Zeit kennen und beschäftigt sich intensiv mit dem modernen Ausdruckstanz.
• Die moderne, progressive Wigman-Ballettschule in Dresden besucht der Künstler während seiner Deutschlandreise 1926 (vgl. u. a. Presler, Skizzenbuch Skb 127).
• Im Ausdruckstanz Mary Wigmans sieht Kirchner das einstige Programm der "Brücke"-Künstler von 1906 umgesetzt, die unmittelbare und unverfälschte Wiedergabe dessen, "was einen zum Schaffen drängt"
.

Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946).
Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Stuttgart (1954).
Galerie Wolfgang Ketterer, München.
Privatsammlung Norddeutschland (1985 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Galerie Wolfgang Ketterer, München, 6.9.-26.10.1985, Kat.-Nr. 97 (m. Farbabb., S. 117).

"Heute erster großer Eindruck bei Mary Wigman. Ich empfinde das Parallele, wie es sich in ihren Tänzen ausdrückt in der Bewegung der Massen, die die Einzelbewegung verstärken durch die Zahl. Es ist unendlich anregend und reizvoll, diese Körperbewegungen zu zeichnen. [..] Ja, das was wir geahnt haben, das ist doch Wirklichkeit geworden. Die neue Kunst ist da. Mary Wigman benutzt vieles aus den modernen Bildern unbewußt und das Schaffen eines modernen Schönheitsbegriffes ist ebenso in ihren Tänzen am Werke wie in meinen Bildern."
E. L. Kirchner, 16.1.1926, in: Lothar Grisebach (Hrsg.), Davoser Tagebuch, Stuttgart 1998, S. 126.

"Ich bin jetzt schön in der Arbeit drin und zeichne täglich in der Wigman-Tanzschule. Dieser Tanz gibt mir doch viel, er hängt sehr mit unserer Moderne zusammen."
E. L. Kirchner an seine Lebensgefährtin Erna Schilling, Brief vom 2.2.1926, zit. nach: Hans Delfs (Hrsg.), E. L. Kirchner. Der gesamte Briefwchsel, Zürich 2010, Nr. 1650.




461
Ernst Ludwig Kirchner
Tanzschule Wigman, Um 1926.
Gouache über schwarzer Kreide
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 76.200

(inklusive Aufgeld)