Lexikon
Holländischer Expressionismus

Der Expressionismus in Holland entwickelte sich als Reaktion gegen die zu Beginn des 20. Jahrhunderts stagnierende Kunstauffassung der impressionistischen "Haager Schule". So forderten die holländischen Expressionisten eine Wendung nach Innen und eine geistige, den Materialismus überwindende Erneuerung der Welt und der Menschheit, womit sie ein typisch expressionistisches Zukunftspathos ausdrückten. Die Kunsttheorie des holländischen Expressionismus vermengt sozialistisches und theosophisches Gedankengut, ohne dabei in Widerspruch zu geraten: Ethik und Ästhetik sind im holländischen Expressionismus aufs Engste verbunden.
Bevorzugte Themen des holländischen Expressionismus sind dramatisch gestaltete Landschaften, knorrige und zum Teil monumentale Figuren und Tierdarstellungen sowie zerrissene Stillleben. In manchen Fällen ist auch eine Neigung zur Auflösung der Gegenstände zu beobachten. Die Farbpalette vermittelt meist einen dunklen und schwermütigen Ton, der an das Frühwerk des gebürtigen Holländers Vincent van Gogh anknüpft. Ein wichtiges Vorbild des holländischen Expressionismus war zudem das Werk des Norwegers Edvard Munch. Auch der französische Fauvismus erweckte in Holland Interesse, obwohl seine dekorative Wirkung der Neigung des holländischen Expressionismus zu einer gedankenschweren Malerei nicht entsprach.
Wichtige Zentren des holländischen Expressionismus waren Bergen, Amsterdam, Rotterdam, Groningen und Südlimburg. Zu den wichtigsten holländischen Expressionisten zählen Jan Sluitjers, Jan Wiegers, Charley Toorop, Hendrik Chabot, Leo Gestel, Kees van Dongen, Piet Wiegman und der zwar aus den Niederlanden stammende, sich allerdings hauptsächlich in Deutschland aufhaltende Jan Thorn Prikker.