Lexikon
Heidelberg School

Den Pleinairismus französischer Prägung nach Australien verpflanzt zu haben, ist das große Verdienst der "Heidelberg School".
In Heidelberg - nicht der deutschen Stadt, sondern jenem Vorort von Melbourne, der vor hundert Jahren noch in idyllische, an die Neckargegenden gemahnende Landschaft eingebettet war - wirkten Tom Roberts, Frederick McCubbin, Arthur Streeton und Charles Conder im ausgehenden 19. Jahrhundert als Exponenten der "Heidelberg School". Die drei zuerst Genannten bildeten zunächst die sogenannte "Box Hill Scholl", bis 1891 der Kunstkritiker Sidney Dickinson erstmals die Klassifikation "Heidelberg School" für die zwischenzeitlich deutlich angewachsene sommerliche Freilicht-Künstlerkolonie einführte.
Die australische Landschaft erlangte mit den Malern der "Heidelberg School", welche die Sommermonate gemeinsam in einem Haus in Heidelberg verbrachten, erstmals echte Bildwürdigkeit. Man begab sich in die freie Natur, um, den europäischen Vorbildern folgend, pleinair die Licht- und Farbstimmungen der urtümlichen Gegenden Australiens in Gemälden einzufangen. Thematisch widmeten sich die Heidelberger Künstler vorrangig dieser heimischen Landschaft in offenen, realistisch-impressionistischen Arbeiten, aber auch die städtische Umgebung fand gelegentlich Eingang in ihre Werke. Die zahlreicheren, oft monumental erscheinenden Landschaftsgemälde, die im Kontext der "Heidelberg School" entstanden, wurden, der formalen Orientierung an Europa ungeachtet, zu nationalen Ikonen Australiens stilisiert.
Arbeiten der "Heidelberg School" entstanden auch im kleinen Format - auf den Deckeln von Zigarrenschachteln, die exakt 9 x 5 Zoll maßen. Im August 1889 zeigten sieben Maler 182 dieser Skizzen, angelehnt an James McNeill Whistler, auf der berühmt gewordenen, aber ebenso harsch kritisierten "9 by 5 Impression Exhibition". Hier nannten sich die Maler der "Heidelberg School" zum ersten Mal "Impressionisten". Dieser Schau vorangegangen waren zwischen 1886 und 1888 Ausstellungen mit der "Australian Artists` Association".
Neben den bereits Genannten rechnen etwa Jane Sutherland, Clara Southern, Aby Altson, Charles Douglas Richardson und Artu Loureiro zur "Heidelberg School", die sich in den 1890er Jahren sukzessive auflöste.