Lexikon
Gruppe Vision

Bernd Koberling (geb. 1938), der zu den großen Pionieren der frühen expressiven Nachkriegsfiguration rechnet, gründete im Jahr 1960 die neoexpressionistische Künstlergruppierung "Vision", welche die Zukunftsorientierung bereits im Titel trägt. "Vision" wehrte sich somit schon begrifflich gegen den in den Nachkriegsjahren häufig lautwerdenden Vorwurf, dass die gegenständliche Kunst im Vergleich mit der Abstraktion reaktionär und rückwärtsgewandt sei.
Ziel der expressiv-figurativen Kunst von "Vision" war die "Neuerschaffung eines Bildes aus Erlebniskraft und Geschautem", wie es in einem Flugblatt von 1961 heißt. Akzentuiert wird mit diesem programmatischen Satz der Charakter von Kunst als Schöpfung (nicht als reine Nachbildung), zugleich aber ihr Kontakt zur sichtbaren Realität und ihr Bezug zur erfahrenen und erfahrbaren Lebenswirklichkeit.
Mitglieder von "Vision" waren Manfred Laber, Johann A. Marxmüller, Josef K. Senft-Hohburg (J. K. S. Hohburg) und wenig später auch Karl Horst Hödicke (geb. 1938). Die Gruppe publizierte 1960 "Vision - Schrift für Kunst", ferner "Antithesen" und ein Faltblatt mit Zeichnungen und Lyrik unter dem Titel "Vision". Im Frühjahr 1965 folgten drei Faltblätter mit Originallithographien.
Die Gruppe "Vision", deren Mitglieder wesentlich dazu beitrugen, den "Neuen Wilden" der 1980er Jahre den Weg zu bereiten, löste sich im Jahr 1965 auf.