Lexikon
Gruppe Die Wanderer

Die "Genossenschaft für Wanderausstellungen", kurz die "Wanderer" (Peredvizhniki) genannt, war an der Verbreitung des russischen Realismus maßgeblich beteiligt. 1870 wurde der Zusammenschluss der realistischen Maler gegründet, dessen Vorläufer das Künstlerartel von 1863 war, das den "Aufstand der Vierzehn" an der St. Petersburger Akademie initiiert hatte. Gründungsmitglieder der Wanderer (Peredvizhniki) waren die Maler Ivan Kramskoi, Nikolai Ge, Grigoriy Myasoyedov und Vasily Perov, deren gemeinsames Ziel es war, die demokratische, sozialkritische Kunst des russischen Realismus einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
48 Wanderausstellungen der russischen Realisten verbreiteten den neuen Stil in den Städten und sorgten für seine Festigung ebenso wie für die Ausprägung eines spezifischen Kunstgeschmacks in der Gesellschaft. Auch ein politischer Einfluss kann den Wanderern (Peredvizhniki) durchaus zugeschrieben werden, die den Ideen der russischen Volkstümlerbewegung eng verbunden waren.
In der Genossenschaft wurden die Künstler der bereits in den 1860er Jahren tätigen älteren Generation des russischen Realismus mit den jüngeren Malern vereint. Die bedeutendsten Werke der Wanderer (Peredvizhniki) entstanden zwischen 1870 und 1881: oftmals monumentale Gemälde mit Darstellungen des russischen Volkslebens, aber auch nationale Historien, lebensnahe Porträts und Landschaften. Im direkten Vergleich mit früheren Arbeiten des russischen Realismus aus den 1860er Jahren sind diese Bilder der Wanderer (Peredvizhniki) von größerer Wucht und Epik, im Malerischen zeigen sich langsam auch die Einflüsse des französischen Impressionismus.
Zu den Hauptmeistern der Wanderer (Peredvizhniki) rechnen neben den Gründungsmitgliedern Ilya Repin (1844-1930), Illarion Pryanishnikov, Alexei Savrasov, Vasily Polenov, Ivan Shishkin, Arkhip Kuindzhi und andere.
Seit den 1890er Jahren kam es immer wieder zu internen Differenzen, dennoch bestand die Organisation der Wanderer (Peredvizhniki) bis 1923.