Lexikon
Düsseldorfer Malerschule

Der Begriff bezeichnet die Malerschule der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf. Diese war 1819 wiedereröffnet worden und stand zunächst unter der Leitung Peter von Cornelius' (1783-1867), dessen eigene nazarenische Kunstauffassung und sein Streben, eine neue Monumentalkunst zu fördern, die stilistische wie inhaltliche Prägung der Ausbildung maßgeblich beeinflussten. 1826 übernahm Wilhelm von Schadow (1788-1862) den Direktorenposten und führte die Akademie zu ihrem bedeutenden Rang. 1827 gründeten Carl Friedrich Lessing und Johann Wilhelm Schirmer den "Landschaftlichen Componierverein", und Schirmer zwei Jahre später eine Klasse für Landschaftsmalerei.
War die Ausrichtung der Schule zunächst dem romantisch-poetischen Stil und vornehmlich der Historienmalerei verpflichtet (Ältere Düsseldorfer Malerschule), so widmete man sich in der Folge verstärkt neuen Sujets wie dem Genre, dem Porträt und dem Stillleben - dieses weist bisweilen auf das Biedermeier; außerdem machte sich der Einfluss einer realistischeren Bildauffassung zunehmend bemerkbar (Jüngere Düsseldorfer Malerschule). Aus der erst kritisch betrachteten Vielfalt der Gattungen sollte sich schließlich der Ruhm der Düsseldorfer Malerschule begründen, die zur führenden Ausbildungsstätte in Deutschland avancierte.
Zu den formalen Charakteristika der Düsseldorfer Malerschule gehören scharf gesetzte Lichtakzente vor allem bei Stillleben und Genreszenen; in der Landschaftsmalerei fallen die Detailverliebtheit und die räumliche Staffelung der Komposition ins Auge; Historien werden mit klarer Gestik verständlich erzählt.
Zur Düsseldorfer Malerschule, der im Laufe des 19. Jahrhunderts in einem weiten Umkreis über 4000 Künstler zuzurechnen sind, gehörten vor allem um die Jahrhundertmitte viele internationale Maler beispielsweise aus Amerika (Richard Caton Woodville d.Ä., Eastman Johnson und Künstler der Hudson River School), den skandinavischen Ländern (Adolph Tidemand), Ungarn (Mihály Munkácsy) und der Schweiz (Benjamin Vautier d.Ä.). Unter den deutschen Malern sind Andreas und Oswald Achenbach, Wilhelm Camphausen, Johann Peter Hasenclever, Carl Wilhelm Hübner und Ludwig Knaus hervorzuheben. Einige Maler, darunter Theodor Hildebrandt, Christian Köhler und Carl Ferdinand Sohn, hatten bereits bei Wilhelm von Schadow in Berlin studiert und waren ihm nach Düsseldorf gefolgt. Enger gefasst erstreckt sich der maßgebliche zeitliche Wirkungskreis der Düsseldorfer Malerschule von den 1820ern bis in die 1860er Jahre.