Lexikon
Classical Realism

Mit den Begriffen "Classical Realism" oder, den Titel einer Ausstellung aus dem Jahr 2006 aufgreifend, "Slow Painting" wird eine Tendenz der zeitgenössischen Kunst umschrieben, die zur feinmalerischen Akribie der Altmeister zurückkehrt. Charakteristisch sind der realistische Impetus und die exakte Zeichnung des Dargestellten. In einem entschleunigten Malprozess rückt die Bedeutsamkeit der handwerklichen Qualität wieder in den Vordergrund, die im Zeitalter digitaler Bildherstellung und -bearbeitung eine neue Dimension erreicht hat.
Während der Terminus "Slow Painting" einzig auf die Malweise eines Werkes anspielt, nimmt "Classical Realism" auch Bezug auf die stilistische Prägung: Die Maler dieser Strömung stellen sich besonders häufig in die Tradition klassizistischer Stilepochen, wie sie seit der Antike immer wieder zu bemerken waren: Die Renaissance des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts, der "klassizistische" Barock des frühen 17. Jahrhunderts, der Klassizismus des 18. Jahrhunderts und der Historismus des 19. Jahrhunderts rechnen zu den beliebtesten Anknüpfungspunkten.
Rein formal ist im "Classical Realism" eine Rückkehr zum tradierten Bildbegriff und zu den hergebrachten Gattungen zu bemerken: Bildnis und Interieur, Landschaft und Stillleben stellen Schwerpunkte dar. Aktuelle Bezüge scheinen dabei oftmals nur dezent durch.
Zu den Vertretern eines "Classical Realism" rechnen unter anderem Kamille Corry, Jacob Collins, Renée P. Foulks, Adrian Gottlieb, Richard Maury, D. Jeffrey Mims, John Morra, Graydon Parrish, Christopher Pugliese, Francisco Roa und Jimmy Darrell Sanders.