Lexikon
Aktionskunst ab 1960

Die Entstehung der Aktionskunst ist verbunden mit dem Bestreben, die Trennung zwischen Kunst und Leben aufzuheben. Einerseits sollten neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten erschlossen, andererseits auch die Gattungsgrenzen erweitert werden. Entscheidend für alle Spielarten der Aktionskunst ist die Rolle von Akteuren, seien es Künstler oder Publikum, die am Geschehen in einer bestimmten Art und Weise beteiligt sind.
Verfolgt man die Entwicklungslinie der Aktionskunst, dann sind wichtige Voraussetzungen im Dadaismus, in der "serata" der Futuristen, im Bauhaustheater, im surrealistischen Film sowie in den subjektiv-gestischen Entäußerungen von Informel und Action Painting zu finden. Noch in den 1950er, verstärkt aber in den 1960er Jahren vollzieht sich die parallele Entwicklung von Happening und Fluxus-Event, die beide darauf abzielten, sich als künstlerische Ausdrucksmedien unmittelbar im Leben zu verorten. Beim Happening waren die Reaktionen des Publikums erwünscht, während beim Fluxus-Event die improvisierten Handlungen vor einem eher passiven Publikum vollzogen wurden. Eine spezielle Form des Happening sind die von der französischen Künstlergruppe "Nouveaux Réalistes" praktizierten "Actions-Spectacles", in deren Verlauf Kunstwerke entstanden. Aus dem Fluxus kommen wichtige Anregungen, die beispielsweise Joseph Beuys in seiner Aktionskunst verarbeitet, deren oftmals klamaukhafte Spontaneität er jedoch aufgibt; darüber hinaus deklarierte Joseph Beuys die Objekte, die er in seinen Aktionen verwendet hatte, als "Ausscheidungen", die später zu eigenständigen Kunstwerken wurden.
Ab den 1960er Jahren begreifen Künstler innerhalb von Performance und vor allem Body Art ihren Körper zunehmend als ihr Arbeitsmaterial und loten hier die unterschiedlichen Dimensionen ihrer Körperempfindungen, allen voran den Schmerz, aus. In ihrer visuellen Umsetzung oft drastisch sind außerdem die Körperanalysen und rituellen Gesten der Wiener Aktionisten.
Abschließend ist auf die mediale Sicherung von Aktionskunst hinzuweisen, ist doch deren filmische und fotografische Dokumentation häufig die einzige Möglichkeit, die einmalig aufgeführten und damit temporären Kunsthandlungen zu fixieren.