Auktion: 508 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 12.12.2020 in München Lot 366

 

366
Pierre-Auguste Renoir
Rosen, Um 1915.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 168.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Rosen. Um 1915.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten monogrammiert. Verso auf Leinwand und Keilrahmen handschriftlich nummeriert und bezeichnet. 20 x 34 cm (7,8 x 13,3 in).

• Wunderbar zartfarbige Komposition in Renoirs bevorzugter Kombination aus Rosé-, Hellgelb- und Blautönen
• Charakteristisches Motiv aus der Serie der Rosenstillleben, die Renoirs Spätwerk prägen
Rosen stehen emblematisch für Auguste Renoir, vergleichbar mit den Seerosen Monets und den Sonnenblumen Vincent van Goghs
.

Mit einer schriftlichen Bestätigung des Wildenstein Plattner Institute, New York, vom 16. Juni 2020. Eine Vorlage des Originals zur Aufnahme in das digitale Werkverzeichnis kann vorgenommen werden.

PROVENIENZ: Ambroise Vollard, Paris (vom Künstler vor dessen Tod 1919 erworben).
Kunsthandel Herbert Einstein, London (bis 1955).
Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, Auktion 29.11.-1.12.1955, Nr. 1889 (mit Farbabb.).
"Kroschwitz" (auf vorgenannter Auktion erworben).
Privatsammlung Süddeutschland (in den 1950er oder 1960er Jahren erworben, seither in Familienbesitz).

„Blumen zu malen beruhigt meinen Geist. Es erfordert nicht dieselbe Anspannung wie wenn ich einem Modell gegenüberstehe. Wenn ich Blumen male, verwende ich befreit unterschiedliche Töne und Valeurs, ohne Sorge, eine Leinwand zu verlieren. Bei einem menschlichen Gesicht würde ich das nicht wagen, aus Angst alles zu verderben. Und die Erfahrungen, die ich aus diesen Versuchen ziehe, wende ich in meinen anderen Gemälden an.“
Zit. nach Georges Rivière, Renoir et ses amis, Paris 1921, S. 80.

Um 1897 macht sich in Renoirs Malerei eine Rückkehr zu einem impulsiven und sinnenfreudigen Ausdruck bemerkbar. Als Motive wählt er dabei bevorzugt Blumenstillleben und Frauenakte. Seine weiche Malweise umhüllt die duftigen Blumen und Frauenkörper, die er in hellen, rosigen und pastelligen Farben wiedergibt. Er selbst bezeichnet das Malen der Rosen sogar als Studien für den Akt (vgl. Ambroise Vollard, La vie et l’œuvre de Pierre-Auguste Renoir, Paris 1919, S. 144), eine Parallele, die besonders in der Fülle der runden, rosigen Körperformen und den Rosenblüten seines Spätwerks deutlich wird. Zahlreiche Gemälde zeigen bereits früher seine weiblichen Modelle, wie sie an duftenden zartfarbigen Rosen riechen oder mit den Blüten ihr Haar und ihre Hüte schmücken. So werden sie zum Emblem für die Frau, für die Rosigkeit ihrer Wangen, das frische Weiß des Teints und das Blond der Haare. Die Rosen werden zu Renoirs liebstem Motiv, in dem er sich einer reinen Form der Malerei hingeben kann, ein Schaffen, das ihm leicht von der Hand geht und ihm große Freude bereitet, was die große Anzahl und unzähligen Variationen des Themas ab ca. 1900 bezeugen. Die Blumen bieten dabei das perfekte Sujet für eine befreite Malweise, in der Renoir immer neue Farbzusammenstellungen probiert und in lockerem, pastosen, gerundeten Strich das zarte Volumen der Blüten gleichsam plastisch nachmodelliert und haptisch erfahrbar macht. Treffend beschreibt der Kunstkritiker Gustave Coquiot den Duktus Renoirs als „caresse“, als eine das Dargestellte umschmeichelnde, zärtliche malerische Berührung (Gustave Coquiot, Renoir, Paris 1925, S. 170-172). So gehören seine Rosenstillleben zu den sinnlichsten und in ihrer reinen Schönheit leichtfüßigsten Werken der Spätphase dieses wichtigsten impressionistischen Künstlers. Ab 1907 hatte Renoir sich nach Cagnes-sur-mer an der Cote d’Azur zurückgezogen, um seine sich verschlechternde Arthritis zu kurieren und dort in seinem blumenerfüllten Garten zu malen. Das Blumenstillleben löst sich so vollkommen von seiner über Jahrhunderte in der Kunstgeschichte präsenten Symbolik der Vergänglichkeit und wird Ausdruck einer lebensbejahenden Freude an der Schönheit. Renoirs Sterbebett in der Villa La Collette soll über und über mit Rosen bedeckt gewesen sein. [KT]



366
Pierre-Auguste Renoir
Rosen, Um 1915.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 168.750

(inkl. Käuferaufgeld)